Ich habe lange überlegt, ob ich mich hier vorstellen soll. Ich denke, dass die meisten Frauen mit Geburtstrauma auch ein Baby haben. Das Glück haben wir leider nicht, zumindest kein Irdisches…
Aber dann dachte ich, dass diese unsere Geburtsgeschichte trotzdem wertvoll ist und auch erzählt werden sollte…
also here we go:
Wir hatten eine wunderbare, interventionsarme Schwangerschaft. Ohne großartige Arztbesuche, begleitet durch eine sehr erfahrene Hebamme mit guten Reputationen.
Da wir Vollzeit mit unserem Camper reisen haben wir uns für Anfang September 2023 eine Location ausgesucht, die wir mögen. Also ging es nach Schweden und da haben wir uns ein kleines Grundstück mit einem kleinen Häuschen im Grünen gemietet – eine Hausgeburt mit Hebamme war geplant.
Die Geburt ging ganz normal los in der Nacht (41+1). Am nächsten Morgen kam die Hebamme dazu, mein Mann hat den Geburtspool geheizt (mit Feuer). Ich habe “geatmet” und den ganzen Tag nur abgewartet.
Ich konnte am Abend dann durch Willenskraft das Fruchtwasser ablassen und auch den Muttermund vollständig öffnen. Die Hebamme konnte schon das Köpfchen fühlen (angeblich) und sagte es wäre nur noch ein paar Zentimeter vor dem Ausgang.
Danach ging es aber nicht wirklich weiter. Ob es Geburtststillstand war oder einfach nur Stress/ Druck, die jetzt nach 24 Stunden aufkam, who knows? Ich würde heute auf Nummer 2 tippen. Damals habe ich der Hebamme blind vertraut und in der Nacht sind wir dann ins Krankenhaus gefahren.
Dort natürlich direkt Nadel, Krankenhauskluft, CTG, Oxytocin… wie man das ja kennt. Nach dem zweiten Oxytocin-Tropf (nach 40 Minuten) habe ich die Hebamme aus dem KKH gefragt, ob sie grob einschätzen kann, wie lange es noch dauere, bis es wirklich weiter ginge.
Sie sagte dazu müsse sie vaginal untersuchen. Gesagt getan. Sie war nicht sicher ob die Stirn oder der Nacken oben lag sagte sie und holte einen Arzt, der auf einen Ultraschall bestand. Dem haben wir zugestimmt mit dem Ergebnis: Beckenendlage.
Der Arzt und das gesamte Fachpersonal versicherte uns, dass das Baby sterben wird, wenn wir keinen Kaiserschnitt machen würden. Zu 100% sagten sie.
In dubio pro medicinam sagten wir und stimmten dem Prozedere zu. Bis dahin war alles “normal”.
Der OP war super modern, viele Menschen, alle freundlich. Wir waren nicht irgendwo im Hinterland Schwedens, sondern in der Nähe von Stockholm. Ich würde fast sagen etwas mehr als europäischer Standard.
Bei der OP steckte der Kopf vom Baby mehrere Minuten in der Gebärmutter fest und konnte erst nach der Kontraktion herausgezogen werden. In diese Zeit hat das Baby geschrien (das wird heute geleugnet) und dabei Blut eingeatmet.
Das Baby wurde direkt zum Kindertisch gebracht und lange reanimiert. Woran es letztendlich gestorben ist kann uns niemand wirklich sagen. Am wahrscheinlichsten ist laut Ärzten und Bericht: chronischen Sauerstoffunterversorgung durch den langen Geburtsprozess in Verbindung mit der “alten” Plazenta.
“Unsere” Wahrheit – zusammengesetzt aus dem Erlebten und diversen anderen “Indizien” – sagt aber etwas ganz anderes…
Leider war das noch nicht alles.
Ich hatte nach dem Kaiserschnitt noch eine fette Entzündung am Eileiter, die 4 Wochen unerkannt blieb. Erst durch Vitamin B im 5. Krankenhaus wurde dann mal genauer hingeschaut und ein tennisballgroßer Abszess wurde aus meinem Bauchraum operativ entfernt. 2 Monate nach der Geburt konnte ich dann wieder einigermaßen laufen. Und ich bin eigentlich ein sehr fitter Mensch.
Jetzt hoffen wir, dass durch das ganze Drama rein körperlich nicht zu viel kaputt gegangen ist und ich unserem Sternenkind Anika noch ein Geschwisterchen schenken kann.
Wir arbeiten daran =)
Von dem Kongress erhoffe ich mir noch mehr Input, Wissen und gute Connections für die nächste Geburt. Ich bin sicher das ein oder andere wird herausfordernd. Mit guter Vorbereitung, Selbstsicherheit und dem Vertrauen auf mein Bauchgefühl wird die nächste Geburt ein heilsames und magisches Erlebnis werden.
Danke euch für den Kongress und den wunderbaren Input!